Literarischer Adventkalender von Susanna Haunold
Nichts Besonderes
Wir tun uns manchmal selber leid, wegen unserer Mittelmäßigkeit. Sie bildet für Komplexe den Grund wo ist er denn da begraben, der Hund? Man kann unter Umständen zufrieden leben, ohne einen Pfifferling drum zu geben. Doch existiert von Intelligenz ein Hauch, dann bemerkt das Problem man selber auch; und kann sich nicht zu Eigenlob bequemen, sondern muss das Thema in Angriff nehmen. Es ist wichtig Ursachenforschung zu betreiben, sonst wird man immer durchschnittlich bleiben. Da nützt es nichts, sich auf die Biologie zu berufen; im Gegenteil: fast um einige Stufen tiefer im Bereich der Gesellschaftsklassen, wird man jene Menschen zusammenfassen mit einer anderen Chromosomenanzahl, welche und wie viel ist ziemlich egal. Daher sieht man in Begabung und Talent eine Chance, wie man sich distanzieren könnt'. Ob es diesbezüglich gut aussehen wird im Leben, drauf kann schon die Schule etwas Aufschluss geben. In den Fächern wie Mathe, Englisch und Lesen ist man immer nur g'rad so mittel gewesen. Wie man Zeichnen und Singen hat gemeistert, hat nur die liebende Oma begeistert. Es bilden sich schon Sorgenfalten, wie soll man da sein Leben gestalten? Wenn es einem genauso geht wie den meisten, wird man nie etwas Besonderes leisten. Natürlich bleibt noch diese Chance offen, man könnte auf ein Unglück hoffen. Doch Unfall und Unfall, die sind nicht gleich, ein banaler ist dabei nicht wirklich hilfreich. Doch wär' er ein wenig spektakulär, gäbe er etwas für die Nachrichten her. Wenn schon nicht das Titelblatt, einen Platz für dieses Drama hat, dann muss es wenigstens 'Chronik' sein, und wäre die Meldung auch recht klein. So ein Unfall kostet Schmerzen und Kraft, aber man hätte es in ein Archiv geschafft. Das ist zweifelsohne sehr makaber es gibt nichtsdestotrotz ein dickes 'Aber': stellt sich seelisches Wohlbefinden nicht ein, werden solche Schritte doch wohl erlaubt sein? Nichts Besonderes Man könnte auch auf das Schicksal vertrauen und darauf seine Strategie aufbauen. Doch statt nur auf dieses Füllhorn zu warten sollte man mit einem Glücksspiel starten. Beim Lotto - das erfährt man im Wettlokal - ist mit kleinem Einsatz die Chance minimal, es irgendwann doch zum Hauptgewinn zu bringen, und daher wird auch das Ziel misslingen, durch einen Sechser die Millionen anzupeilen, und diesen Erfolg mit nur wenigen teilen. Warum sich denn selber gar so anstrengen, statt sich gemütlich an einen VIP dranzuhängen? Man wäre wohl um viel Prestige reicher mit einem Promi im Kurzwahlspeicher. Dieser Plan würde sich wirklich lohnen, man unterscheidet sich damit von Millionen, die statt ganz einfach kurz zu wählen, sich mit etwa fünf Assistenten abquälen. Der Erfolg dabei steigert sich allemal trifft man dabei die richtige Wahl. Sollte man sich für Hollywood entscheiden, wird die Quote sehr darunter leiden. Denn - ärgerlich ist der Weltenlauf -, da stehen schon viel zu viele drauf. Man muss es deshalb mit einem wagen, wo noch nicht allzu viele sagen: 'Eines ist für mich ganz klar, das wird sofort mein Lieblingsstar.' Jetzt stellen sich zwei Probleme ein, die verschiedener nicht könnten sein: Man würde erstens der einzige Fan bleiben, und sich das als besonderen Erfolg gutschreiben. Doch diese Einzigartigkeit macht keinen Spaß, denn es merkt davon ja keiner was! So ergeht es auch mit Möglichkeit zwei, die Freude darüber ist bald vorbei, wenn sich der Akteur als Renner bald zeigt, hat man wieder eine Chance vergeigt. Die Hoffnung auf Erfolg ist schon trügerisch gewesen, aber man muss ja gleich einen Trend auslösen! Es tritt die Individualität in den Streik, denn auf Facebook gibt es tausend Mal 'Like'... Es gilt nach etwas völlig Neuem zu suchen, und nebenbei alle Personen zu verfluchen, die es so gar nicht können leiden, dass sie sich nicht von and'ren unterscheiden. Und statt uns einen Vorsprung zu gönnen, haben sie es gar nicht erwarten können, nach einem 'Zum ersten Mal' zu streben, Der Fußabdruck am Mond ist deshalb vergeben, Man wollte ja nicht auf Biegen und Brechen, alle anderen Erdenbewohner ausstechen, sondern ist in dieses Projekt gegangen, um etwas Sinnvolles anzufangen. Sich zwar anders benehmen als die meisten, doch dabei etwas Besonderes leisten, So ein edles Ziel zu finden wird schwer, dann muss eben ein Weltrekord her Das ist für viele Experimente der Grund: Wie viele Halme passen in den Mund? Einen Kirschkern 40 Meter weit spucken oder auch einmal eine Laterne verschlucken. Doch da fängt der ganze Jammer an, das hat ein and'rer schon getan! Man hat diesbezüglich alle Bereiche durchmessen, und dabei glatt auf die Liebe vergessen - denn es gibt eine Person auf der Welt, die uns schlicht für deren Nabel hält! Wenn man nun glaubt, man hätte reüssiert, wird man mit dem Gegenbeweis konfrontiert. Man könnte die Fakten ja einfach übergehen, würden sie da nicht schwarz auf weiß stehen; eine Reihe von Symbolen und Buchstaben, die Betrübliches mitzuteilen haben. Sich von Millionen abzugrenzen - das ging schief, denn die Blutgruppe ist: A positiv ... ! |